Stuttgart 21 ist wahrscheinlich eines der umstrittensten Projekte in Deutschland, auf jeden Fall aber im Ländle Baden-Württemberg.
Die Planungs- und Bauzeit sind gigantisch, die Kosten sind es auch und sie steigen mit dem Fortschritt der Bauarbeiten stetig an. Ich war auch kein Freund des Projektes, zu teuer, zu aufwendig, zu unflexibel, usw. usw. Ich habe bei der Volksabstimmung dafür gestimmt das das Land sich aus dem Projekt zurück ziehen soll.
59% der Leute wollten die andere Option, nämlich das gebaut wird, so ist das in der Demokratie. Also wird seit dem 02.02.2010 auch mit der Unterstützung des Landes gebuddelt, betoniert und was man sonst noch so machen muss, um so ein Riesenprojekt umzusetzen.
Für mich persönlich war es immer eine Kosten- Nutzen Abwägung. Ist es das wirklich wert für einen Bahnhof (den man vielleicht hätte auch sanieren können) so einen riesigen Aufwand zu betreiben? Wäre es nicht besser den Hauptbahnhof an den Flughafen zu legen und mit dem gesparten Geld eine Super- High- Speed Anbindung an die Innenstadt zu realisieren (Transrapid anyone?). Na ja, alles akademisch, beschlossen ist beschlossen, es wird gebaut.
Warum erzähle ich das alles?
Wir haben Freunde, die in dem Projekt eine große Rolle spielen und die uns freundlicherweise ermöglicht haben auf der Baustelle zu fotografieren. Christian, einer der Bauleiter, ist so Feuer und Flamme das es unmöglich ist sich der Faszination zu entziehen.
Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Das was da gebaut wird ist vielleicht nicht nur einfach ein Bahnhof. Es ist ein Kunstwerk. Etwas was noch nie zuvor irgendwo auf der Welt gebaut wurde. Mit neuen unerprobten Ideen.
Von den so genannten Kelchstützen ist keine wie die andere. Wusstet ihr, das Beton eine Wissenschaft für sich ist? Das man ihm je nach Wunsch Farben geben kann? Habt ihr schon mal überlegt, was wohl passiert, wenn man einen Zug mit 200 km/h in ein Tunnelsystem, an dem ein Bahnhof hängt, einfahren lässt, ohne drüber nachzudenken wo die Luft hin soll, die der Zug vor sich herschiebt?
Erst wenn man mal mit jemandem spricht, der sich wirklich in seinem Fachgebiet auskennt, merkt man wie unglaublich primitiv die eigene Vorstellung von den Herausforderungen ist die es zu lösen gilt. Und das gilt für fast alles um uns herum.
Meine neue Vorstellung hat sich seit dem Besuch dort gewandelt. Für mich ist es nun eine moderne Kathedrale.
Völlig übertrieben auf der einen Seite, aber eben auch eine Demonstration der Fähigkeiten von visionären Menschen. Etwas was einmal in 100 Jahren gebaut wird und vielleicht hunderte Jahre bestaunt.
Ach ja, fotografiert habe ich auch. Da aber alles was Christian erzählt hat so spannend war habe ich zu wenige Bilder gemacht. Nicole hat daher noch welche dazu gegeben. Danke!
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